Betreuung zu Hause – ein Erfahrungsbericht (Teil 3)

Neu anfangen

Am Anfang fiel unsere Oma in ein regelrechtes Loch. Sie konnte fast nichts mehr allein. Sie machte einen sehr hilflosen Eindruck. Dass Oma ohne Unterstützung nicht mehr allein zurecht kommt, wurde immer deutlicher, der D-Test bestätigte unsere Befürchtungen. Sylke kümmerte sich um die mühsame Antragstellung auf Pflegestufe bei der Krankenkasse. Erst im zweiten Versuch wurde unserer Oma die Pflegestufe 0 bewilligt, ab da konnten wir zu unserer Unterstützung einen Pflegedienst beauftragen. Das war uns wichtig, um auch unsere Mutti zu entlasten.

Wir Schwestern teilen uns unter der Woche die Betreuung. Am Dienstag gibt es Körperpflege; dies zuzulassen, war anfangs für Oma nicht einfach. Sylke benannte den Dienstagstermin in den Wellness-Tag um. Darauf freut sich unsere Oma und genießt inzwischen das Baden und die Massagen. Am Mittwoch übernimmt Heike den wöchentlichen Einkauf und Spaziergänge mit Oma. Donnerstags ist mein Oma-Tag. Je nachdem, was anliegt, erledigen wir kleine Wege, gehen spazieren oder putzen gemeinsam die Wohnung. Außerdem bereiten wir unserer Oma das Abendbrot mund- und altersgerecht zu. Die Freude darüber ist nicht zu übersehen und wir haben die Gewissheit, dass sie auch etwas isst. Mittagessen haben wir vor geraumer Zeit täglich geordert. Manchmal schimpft Oma darüber, wir reden in Ruhe mit ihr über die Notwendigkeit, dann sieht sie es wieder ein. Auch das Trinken ist ein großes Thema, weil es bei Oma oft in Vergessenheit gerät. Als Unterstützung haben wir Erinnerungshilfen laminiert und in der Wohnung in Omas Sichtweite angebracht. Dort steht „Liebe Oma, bitte das Trinken nicht vergessen! Jede Stunde ein Glas Tee, Wasser oder Saft“. Das Führen von Trinkprotokollen wurde von ihr abgelehnt und als „Firlefanz“ abgetan. Manchmal muss man eben experimentieren, entweder es geht oder es geht nicht.

„Liebe Oma, bitte das Trinken nicht vergessen …“

Zum Thema Demenz haben wir uns viel angelesen und mussten natürlich lernen, damit umzugehen. Auch wenn es oft nicht leicht ist, besonders neben der beruflichen Belastung, unterstützen wir uns gegenseitig und haben Rückhalt bei unseren Männern und Kindern. Wir bauen uns gegenseitig auf, sprechen bzw. schreiben über Sachverhalte und Vorkommnisse. Die Zusammenarbeit mit den Pflegekräften versuchen wir über den Austausch mittels „Muttiheft“ zu optimieren. Wünschenswert wären hier persönliche Treffen, um persönlich über Unstimmigkeiten bzw. Vorkommnisse zu sprechen. Der Kontakt mit den Familienangehörigen wird seitens des Pflegepersonals z.T. etwas unterbewertet. Für Omas Betreuung haben wir neben dem täglich beauftragten Pflegedienst noch Hilfe und Unterstützung über socialhelp, Manuela Preuss gefunden. Wichtig ist uns hier die gezielte Beschäftigung und Betreuung unserer Oma im Hinblick auf ihre Demenz-Erkrankung.