Wohnen im Heim

Viele Jahre lebte meine Mutti Liesbeth mit ihrem Lebenspartner in Grimma. Als er verstarb, schauten wir nach einer Möglichkeit, wie wir die Selbstständigkeit erhalten könnten und Mutti doch immer Hilfe zur Verfügung hätte. Ich fand ein sehr schönes betreutes Wohnen in Leipzig. Die Umgebung war ihr sehr vertraut, da sie früher in der Nähe gearbeitet hat. Ihr neues Umfeld gefiel ihr sehr gut. Es gab die Möglichkeit, sich in die eigene Wohnung zurückzuziehen und jederzeit auch den Kontakt zu anderen zu suchen. Neben den täglichen gemeinsamen Mahlzeiten gab es auch viele Angebote für Freizeitbeschäftigungen.

Die geistige und körperliche Gesundheit ließ leider immer mehr nach. Und der Arzt stellte die Diagnose „Alzheimer Demenz und Rheuma“ fest. Beides verschlechterte sich zusehends. Die Vergesslichkeit nahm zu, die eigene Körperpflege wurde vernachlässigt, Geld verschwand und Lebensmittel wurden gern im Schrank versteckt. Dann kam auch noch akute Luftnot hinzu, und wir mussten sofort zum Arzt. Sie kam zur Beobachtung ins Krankenhaus. Was für ihren Zustand nicht gerade sehr förderlich war. In der Nacht gab es Komplikationen, sie wurde auf die Intensivstation verlegt und war dort 2 Wochen und anschließend eine Woche auf Station. Der Arzt teilte mir dann mit, dass eine Rückverlegung ins betreute Wohnen nicht mehr möglich sei.

Da es mir aus beruflichen Gründen nicht möglich war, meine Mutti zu Hause zu pflegen, schaute ich mich nach einem geeigneten Heimplatz um. Wichtig waren mir dabei die Nähe zu meinem Wohnort, Erfahrungsberichte und die Umgebung und Ausstattung des Heimes. Es ist für mich nicht einfach gewesen, meine Mutti dorthin zu bringen, da sie überhaupt nicht wollte. Sie wurde allerdings so liebevoll aufgenommen und betreut. Sie wurde zu Beschäftigungen und Veranstaltungen mitgenommen und integriert. Es gab ein umfangreiches Programm für die Heimbewohner, so dass für jeden wirklich etwas dabei war und keiner ausgegrenzt wurde. Sehr positiv empfand ich auch, dass meine Wünsche und Anregungen immer ein offenes Ohr fanden. Besonders dankbar bin ich für meine liebevolle Betreuung, als meine Mutti starb. Die Schwestern waren immer für mich da. Es gab keine zeitlichen Begrenzungen bei der Verabschiedung und auch nicht beim Ausräumen des Zimmers. Dies war für mich eine große Erleichterung.

Ramona Gaudian