Positive Psychologie – der Weg zum Glück

Glück – wer wünscht es sich nicht. Während die Psychologie sich in der Vergangenheit hauptsächlich mit der Therapie von psychischen Problemen beschäftigte und versuchte zu klären, was uns unglücklich macht, steht seit den 90er Jahren auch die Frage im Raum, was uns glücklich macht oder wie wir glücklich werden. Die sogenannte Positive Psychologie beschäftigt sich dabei mit den Ressourcen einer Person: Es geht darum, was eine Person kann, was sie auszeichnet, was sie gern tut und wo sie sich wohlfühlt. Grundgedanke ist dabei, dass wir uns für schwere Zeiten rüsten und das eigene Wohlbefinden steigern können.

Und die Positive Psychologie bietet auch ein paar Antworten auf die Frage, was Glück ist und wie es zustande kommt. Sie versteht Glück dabei nicht nur als Zufallsprodukt. Nur 10% hängen laut der Forscher davon ab, was uns in unserem Leben passiert. Menschen, die einen millionenschweren Lottogewinn verbuchen konnten, waren spätestens nach einem Jahr genauso glücklich oder unglücklich wie vor dem Gewinn. Auch Opfer von Unfällen erreichten ihr persönliches Glücksniveau nach kurzer Zeit wieder. Aber wenn nur 10% von dem bestimmt wird, was wir erleben, wo bleiben dann die restlichen 90%?

Die Hälfte unseres persönlichen Glücksniveaus hängt von unseren Genen und unserer Erziehung ab. Es gibt sie also: die Frohnaturen und die Miesepeter. Doch fast die Hälfte – nämlich 40% können wir selbst beeinflussen. Mit dem, was wir tun und wie wir denken, können wir selbst etwas für unser Glück tun. Und dabei ist eher das „chronische“ Glück gemeint, wofür es im deutschen Sprachraum die Wörter Wohlbefinden und Zufriedenheit gibt.

Verschiedene Arten des Glücks

Doch was genau können wir denn nun für unser Glück, Wohlbefinden oder unsere Zufriedenheit tun? Neben dem Glück des Zufalls, das wir nur wenig beeinflussen können (höchstens Lotto spielen) gibt es das Glück des Momentes. Kleine Glücksmomente, die der Alltag uns bietet, wollen auch wahrgenommen werden. Das ist zum Beispiel den Hund streicheln, eine schöne warme Tasse Tee genießen, die Zeitung am Frühstückstisch lesen oder die Dusche nach einem Spaziergang. Um diese Momente besser zu erkennen, lohnt es sich, diese zu notieren, sich am Abend mit dem Partner auszutauschen oder für sich selbst zu überlegen, welche Glücksmomente es an dem Tag gab. Wenn sich viele solcher Momente vereinen, sprechen wir von einer weiteren Sorte des Glücks: dem Glück der Fülle. Wenn wir dieses Glück empfinden, würden wir am liebsten die Zeit anhalten. Der Morgen direkt nach dem Aufwachen, der Blick auf das Meer oder der Spaziergang im Grünen eignen sich besonders für solche Momente der Fülle. Doch Glück ist individuell. Ein anderer erlebt das Glück beim Lösen des Tagesrätsels. Es ist ganz verschieden.

Eine vierte Glücksart ist das sogenannte Glück der Selbstüberwindung, was sich einstellt, wenn wir eine Herausforderung bewältigt oder etwas Schwieriges gemeistert haben. Das kennen Sie sicher auch aus Ihrem Leben, oder? Und auch dieses Glück haben wir in der Hand – wir können uns Ziele und Herausforderungen setzen und daran wachsen. Beispiele wären dafür: einen Sportkurs anfangen, ein schwieriges Telefonat erfolgreich führen oder einen Wunsch äußern. Gar nicht so leicht, aber sehr lohnenswert. Und ein Glück darf nicht fehlen: das Glück der Gemeinschaft. Die Momente, in denen uns unsere Lieben umgeben oder die Erinnerung an schöne Aktivitäten mit anderen. Auch das können wir beeinflussen, indem wir unser soziales Netz pflegen, unsere Familie zum Kaffee einladen oder uns für einen Plausch mit der Nachbarin verabreden. Die Möglichkeiten sind vielfältig.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Freude dabei, Ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen.


Saskia Rudolph, Kultur- und Glückswissenschaftlerin
Andrea Horn, Psychologin und Psychotherapeutin.
Gemeinsam leiten sie die Akademie für Positive Psychologie Spiegelneuronen.
www.spiegelneuronenakademie.de