STERBEN UND TOD – ein TABU?

Wenn es uns schon unsagbar schwer fällt, die Demenzerkrankung unseres Angehörigen zu begreifen, wie schwer ist es dann, Gedanken und Gefühle in Richtung seines Sterbens zuzulassen? Obwohl eine Demenz die Lebenserwartung verkürzt, gilt die Erkrankung selbst nicht als Todesursache. Die Erkrankten sterben meistens an Abmagerung (Kachexie) oder Austrocknung (Dehydration), Lungenentzündung oder einem akuten HerzKreislauf-Versagen. Während des langjährigen Krankheitsverlaufes kommt irgendwann die Frage auf:

Ist das Sterben anders?

Bei vielen Fachleuten gilt es als gesicherte Erkenntnis, dass Menschen mit Demenz aufgrund ihrer kognitiven Einschränkungen die Einsicht in die eigene Endlichkeit fehlt: Sie wissen nicht, dass sie sterben. Demgegenüber stehen aber die Erfahrungen von Praktikern, die beschreiben, dass Menschen mit Demenz das herannahende Ende „erspüren“. Zwar geht im Verlaufe der Krankheit das verstandesmäßige Erfassen immer weiter verloren, aber die Gefühlsebene bleibt doch erhalten, wenn sie nicht sogar intensiver wird. Daher brauchen Menschen mit Demenz genauso viel Zuwendung, Trost und Nähe, wie ein geistig gesunder Mensch. Für den Sterbenden, wie für uns als Begleitende, stellt sich vor allem die große Herausforderung, mit all den Ängsten, die der Sterbeprozess auslöst, zurechtzukommen.